Adolf Friedrich                          Ein Bild Giorgiones

Graf von Schack

1815 – 1894                                                   Er malte das! Das konnte nur Giorgione;

Die Trauben künden an dem Weinlaubgitter

Und auf dem Ährenfeld der Schwarm der Schnitter,

Das ew’ger Lenz beim ew’gen Frost dort wohne.

 

Im Laubgrün unter hangendem Balkone

Im Purpuramtsaltar die beiden Ritter,

Die Lüfte machen sie beim Klang der Zither

Verliebt mit ihrer Lieder süßem Tone.

 

Dort die zwei schönen Frau’n dann ohne Hülle?

Fragt nicht, ob irdische, ob Himmelsliebe

Uns Castelfrancos großer Sohn hier malte!

 

Laßt euch’s genug sein an der Schönheit Fülle,

Die allen hier, dies wüste Weltgetriebe

Verklärend, seit Jahrhunderten schon strahlte.

 

 

 

 

Adolf Friedrich                         

Graf von Schack

1815 - 1894

Wie lieblich ruht es sich in Sommernächten,
Wenn durch das Laub, wo träumend Vögel singen,
Der Westwind rauscht, als ob auf Mondlichtschwingen
Von fernen Welten Geister Grüße brächten!

 

Adele wiegt mich sanft mit ihrer Rechten
Und, wie wir fest uns aneinander schlingen,
Umwallen uns mit schwarzen Lockenringen
Langfließend ihres Haars gelöste Flechten.

 

Schlaf, heil'ger Schlaf! laß deine Murmelquellen
Melodisch rauschend unser Haupt umspülen,
Und trag' uns fort auf ihren Schaukelwellen

 

Ins Meer des Traums, daß nach dem Tag, dem schwülen,
Wir uns in seinen frischen, dämmerhellen,
Von Mondenglanz erfüllten Grotten kühlen.